Denali sucht den Superstar, wie verschickt man eine Axt und wo liegt eigentlich Hollywood?

Das war es also. Tiefe Ermüdung übermannte mich, als ich den Park verließ. Vor allem als ich den prall gefüllten Packsack und die Paddel wieder in Empfang nahm, die ich kurz vor dem Ende von Roadtrip II schon einmal im Salmon Bake (ein Gasthaus mit Übernachtung) am Eingang vom Denali deponiert hatte. Da war er wieder, der ganze Plunder. Wieder mit rumschlören. Juhu. Ich gönnte mir ein fettes Abendessen im Salmon Bake und spülte alles mit reichlich Bier hinunter. Für „Abendunterhaltung“ war auch gesorgt – die Aushilfskräfte, die im Sommer um den Denali herum arbeiten (meistens Studenten us allen möglichen Ecken der Welt) hatten eine eigene „Denali-sucht-den-Supterstar“-Challenge ausgerufen und heute abend war Halbfinale. Jetzt weiß ich auch warum ich das nicht im TV gucke.
Wo war eigentlich der Doran abgeblieben? Bestand da nicht die Möglichkeit, dass er mich mitnimmt nach Anchorage? Ich hatte nur die Email. Doch der war leider schon weitergefahren auf die Kenai Halbinsel. Er bot mir aber an, ihn ab Anchorage auf seinem Weg zurück nach Kanada über den Top-of-the-world Highway und dann die Westküste bis hinunter nach Vancouver zu begleiten.

Anchorage
Drei Tage später konnte ich endlich die Hawaii Reise klar machen. Ich hatte mich außerdem dagegen entschieden, Doran zu begleiten, denn mit „dem Norden“ war ich „durch“, das spürte ich sehr deutlich. Leider war Anchorage-Hawaii und zurück nicht die beste Verbindung – 18 Stunden im Schnitt… meist mit mehreren Umstiegen. Viele der Flüge hatten einen Umstieg in Los Angeles. Aber moment mal, in LA wohnen doch Bryan Brown (s. Beitrag „Hobbithöhlen…“ vom beginn des Trips: https://yukonbernd.wordpress.com/2014/06/13/trottelbuchten-hobbithohlen-und-wer-ist-hier-eigentlich-der-boss/) und Grace Shee (eine Professorin für afrikanische Geschichte, die ich als Anhalterin auf der Kenai Halbinsel von Hope nach Seward mitgenommen hatte – s. auch http://www.youtube.com/watch?v=xpfNWbezUW4). Wenn ich sowieso über LA fliege, kann ich doch auch einfach von LA nach Hawaii und zurück fliegen und anschließend noch ein paar Besuche in LA machen? Bryan hatte sich inzwischen sogar gemeldet, denn er hatte in seinem Kajak am 27. Juli die Beringsee erreicht (er hat sich ganz schön über das Wetter beschwert). Und ich könnte dann auf dem Rückweg nach Deutschland über Vancouver fliegen und von dort aus noch meine Cousine Karin besuchen, die zwischenzeitlich für ein dreiviertel Jahr nach Victoria auf Vancouver Island zum studieren gezogen war… meine Güte taten sich da auf einmal Möglichkeiten auf. Aber Hawaii besteht aus mehreren Inseln, welche nehmen? Meine ursprüngliche Auswahl, „The Big island“ hatte mir der aktuell aktive Vulkan wieder madig gemacht. Bevor ich mich zu Tode recherchierte, entschied ich mich für die angeblich am wenigsten touristische Insel: Kauai. Auf der würden auch immer Filme gedreht… nein, nicht zu Tode recherchieren. Klick. Gebucht. Fertig.

Axt und Paket
Nur noch eine Sache war zu erledigen. Ich wollte endlich einen Teil der Ausrüstung loswerden. Aber da ich ja scho ein paar mal durchsortiert und verschenkt hatte, war nur noch der Teil übrig, den ich zwar jetzt nicht mehr brauchte, nicht aber verschenken oder wegwerfen wollte. Also nochmal dran, die gelbe Tasche vollgestopft und… ja, was nun? Nach einem halben Tag des Herumirrens, einer Menge netter hilfebereiter Menschen landete ich wieder bei der amerikanischen Post, die ich vorschnell mit „sowieso zu teuer“ beiseite gelegt hatte. Aber wehe, in dem Paket sind „gefährlichen Gegenstände“ drin. Knopfzellen-Batterien. Oder ein leerer Benzinkocher. Und die Axt. Alles musste ich wieder rausräumen. Gut, ein wenig blöd kam ich mir schon vor, als ich das zuletztgenannte Zeugs neben der Schlange am Schalter wieder rausräumte… wie überraschend, dass die amerikanische Post was dagegen hat, meine Axt zu versenden… als ich dann fertig war stellte ich mich – Axt in der einen, Tasche in der anderen Hand – wieder vor den Schalter. Ich äugte vorsichtig, ohne meinen Kopf zu bewegen, nach links und rechts. Sahen die Leute mich misstrauisch an? Denken die, ich raube gleich die Post aus? Nein. Schien ganz normal zu sein, mit einer Axt in der Hand vor dem Postschalter zu stehen. Ich adressierte das Paket unabgesprochen an Birgit. Die wird sich bestimmt freuen, ein dickes Paket aus Alaska zubekommen. Mit all den stinkenden Sachen drin. Hähähä. Aber halt, nein, ich musste noch haarklein auflisten, was alles in dem Paket ist. Und einzeln den Wert der Gegenstände schätzen. Nach einer kurzen, weinerlichen Schauspielvorstellung von mir kam ich drum herum, jeden einzelnen Gegenstand taxieren zu müssen, ich dürfte auch die Summe schätzen. Hinterfragt hatte ich das ganze nicht, jedenfalls nicht zu dem Zeitpunkt, dachte ich doch, das hätte irgendwas mit einer Absicherung des Paketinhaltes gegen Verlust oder Beschädigung zu tun. Wie blöd von mir – ich hätte das doch kennen müssen, denn ich hatte vor ca. Einem Jahr Karten, die ich mir aus Kanada schicken ließ, vom Zoll abolen müssen. Würde ich – ach nein, ich hatte ja an Birgit adressiert – dann in Deutschland auf dieses Reisenpaket mit gebrauchten, stinkenden Klamotten etwa Einfuhrumsatzsteuer auf die von mir geschätzte Summe zahlen müssen? … Wenn ja, hätte ich mir ein paar Auslacher verdient. Ich traf mich noch mit Doran auf ein paar Bier und einen Tag später gings los.

Auf Wiedersehen, Alaska! :-*

Mein Flieger zog seine Kreise um den Hollywood-Schriftzug. Ach, in Los Angeles war das? Reisen bildet. Grace Shee (s.o.) war so nett mich vom Flughafen LAX zu einem Busbahnhof zu lotsen und mich dort einzusammeln. Es gab eine kleine Stadtführung, so weit man das bei einer so entsetzlich riesigen Stadt machen kann, einen kurzen Gang über den Walk-of-fame und dann, endlich, ging es zum Flieger nach Hawaii.

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