Wenn Aufgeben keine Alternative ist
„There is no choice.“ (Eddard Stark)
Ich schlurfe an der Straße entlang über den Bürgersteig. Es regnet und der Wind bläst kräftig, ich ziehe den Kragen meiner Jacke ein wenig fester. An einer Bushaltestelle fällt mein Blick auf ein Plakat. Man sieht das schweißperlende Gesicht eines jungen Mannes, er blickt konzentriert nach schräg unten. Was ist denn das für eine Werbung. Und wieso fällt die mir überhaupt auf – bin ich doch sonst ein Weltmeister im Übersehen von Werbung. Plötzlich donnert es, ich erschrecke kurz und haste weiter.
Ein paar Tage später fällt mir das gleiche Plakat wieder auf. Diesmal aus dem Auto – ich lese im Vorbeifahren etwas von Aufgeben und Alternative, aber das wars. Das Bild des jungen Mannes bleibt mir noch ein wenig im Kopf, aber der Straßenverkehr buhlt schnell und erfolgreich um meine Aufmerksamkeit.
Sie ist jetzt eineinhalb Jahre her, die große Tour. Nach einem einjährigen Pendelintermezzo in – nee aus – Osnabrück hat mich – bald uns – Münster wieder. Und es gibt immer noch Dinge, die mir keine Ruhe lassen. Werde ich jemals die Beringsee vom Kanu aus sehen? Diesen Gedanken im Kopf bleibe ich plötzlich stehen – ich bin gerade zu Fuß in Osnabrück unterwegs – so als ob mich dieser Gedanke zum Stehenbleiben zwingt. Als ob ich irgendwovor noch einmal tief Luft holen müsste. Als ich mir dessen bewusst werde, blicke ich mich um. Aus den Augenwinkeln… wieder dieses Plakat. Diesmal nicht, nein – diesmal sehe ich es mir genau an. Es ist gar keine „richtige“ Werbung.
„Kennst Du das, wenn Aufgeben keine Alternative ist?“
Ein Gefühlsausbruch überkommt mich. Tränen schießen mir in die Augen, mein Hals verengt sich. Ich weiß jetzt, was ich zu tun habe. Nicht nur für mich.